Städtisches Gymnasium Wermelskirchen
Facharbeit
Fach:Pädagogik
Thema: "Der Gefühlsstau"
Spezifika der DDR sozialisation
Referent: Oberstudienrat Kramp
Vorgelegt von: Christin Rentzsch
Jagst.: 12
Abgabetermin: 2.3.2006
Inhaltsverzeichnis
1. Einletung
2. Hauptteil
a) "Die familiäre Repression"
b) "Mangelsyndrom" und "Gefühlsstau"
c) Die Auswirkungen auf das Individuum
d) Alternative Lebensgestaltung
e) Stellungnahme
Einleitung
Hans-Joachim Maaz´s Abhandlung "Der Gefühlsstau ein Psychogramm der DDR" gibt einen wesentlichen Einblick in die Sozialisation der DDR, aus der Sicht eines DDRbürgers und Psychologen.
Das Ziel meiner Arbeit ist es, die Erziehungsmethoden im sozialistischen Staat und die Auswirkungen dieser zu beschreiben und zu erläutern, damit deutlich wird warum viele Menschen die Missstände i ihrem Land akzeptieren konnten, was für Bürger der BRD oft unverständlich war.
Bezug nehmen werde ich dabei ausschließlich auf jenes Buch von Hans-Joachim Maaz.
Der erste Teil wird ausschließlich eine Reproduktion des Buches, und somit Wertungs frei, sein. Es werden hier nur Teile des Buches wieder gegeben, die auf die Sozialisierung in der Kindheit eingehen und ihre Auswirkungen beschreiben, denn auf dieser Entwicklung soll der Schwerpunkt liegen, da andere Teile sich auf das Leben in der DDR als Erwachsener bezieht, was für dieses Thema nicht irrelevant, jedoch nur in Bezug auf die Generation der Eltern wichtig ist. Weiterhin werden die Maaz´s Vorschläge für eine Verbesserung der Lebenssituation dargestellt, wobei auch hier nur dargestellt wird was für die Entwicklung des Kindes relevant ist, um dem Rahmen der Arbeit bei zu behalten.
Bei der Ausarbeitung meiner persönlichen Stellungnahme werde ich auch auf die Beurteilungen und Erzählungen von Zeitzeugen eingehen, die Teile des Buches selbst gelesen haben oder denen ich fragen zu diesem Thema gestellt habe, welche ich nach lesen des Buches entwickelt habe, die hier aber nicht wiedergegeben werden sollen.
Die familiäre Repression
Die Erziehung in der DDR, welche sich aus sich selbst erschloss, da bereits die Eltern an Anpassung und Unterwerfung gewöhnt waren, folgte dem Prinziep der Autorität und war nach einem hirachischen System aufgebaut.
Die wenigen Kinder deren Eltern sich gegen das System dieser Erziehung und ihres Staates stellten und ihre Kinder liberaler erzogen, bekamen spätestens in der Schule Probleme, denn die meisten Lehrer konnten und wollten mit systemkritisierenden Meinungen nicht umgehen. Jene wurden später gegen die Überzeugung der Eltern zu den Jungen Pionieren geschickt, wenngleich sie meist selbst darum baten, um in der Klasse und bei den Lehrern Anschluss zu finden und den "Hänseleien" aus dem Weg zu gehen. Der Vormund rechtfertigte sein wiedersprüchliches Verhalten damit, dass er die so genannte " reibungslose Entwicklung" seiner Kinder fördern würde. Dazu gehörte auch die Kinder von allen politischen Gesprächen aus zu schließen und ihnen, auch wenn die Eltern selbst es taten, nicht zu erlauben Westfernsehn zu sehen. Somit handelten die Eltern "unterbewusst Kinderfeindlich".
Es gab für Kinder keine Persönlichkeitsrechte. Auch in der Öffentlichkeit waren sie selten im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Themen wie Mutter-Kindbeziehung wurden gemieden um Fragen und Kritik zu vermeiden.Dies geschah nicht unbedingt aus böser Absicht, sondern vielmehr aus Unwissenheit, Naivität und Unterdrückung. Die Methoden zur durchsetzung der Erziehungziele unterschieden sich in finanziellen Mitteln und sozialen Kompetenzen der Eltern. Die Kinder sozial Benachteiligter wurden durch körperliche Bestrafung zum gehorchen gezwungen. Andere wurden einer "psychischen Vergewaltigung" unterzogen, jene ihnen vermittelte den Eltern untergeben und dankbar zu sein, weil diese ihnen ein schönes Leben, welches in diesem Fall meint,dass die Kinder materiell alles hatten was sie brauchten und wollten, ermöglichten. Solche Erziehungsmuster waren für viele Menschen keine offensichtliche Unterdrückung, da sie selbst nur die materielle Gutstellung sahen und dachten den Kinder würde es an nichts fehlen.
Den Eltern war selbst nicht bewusst was sie ihren Kindern antaten, denn durch ihre eigene Erziehung hatten sie kein Gefühl dafür, was die Bedürfnisse ihrer Kinder waren und suchten sich, überfordert mit den Bedürfnissen ihrer Kinder, Rat, den sie ohne selbstreflexion befolgten, bei Autoritäten.
Die Überforderung wurde dann besonders deutlich wenn Kinder spontan handelten, da die Erziehungsberechtigten sich an ein bestimmtes Regelwerk erwünschten Verhaltens gewöhnt hatten, so dass sie mit der Unbeholfenheit und Emotionalität ihrer Zöglinge nicht umgehen konnten. Daher wurden Kinder zu kleinen Erwachsenen erzogen, denn dies war ein Weg nicht an die eigene Erziehung, die ihrerseits bereits eine einschränkung der Spontontanität beinhaltete, erinnert zu werden. Ein Kind sollte Folgsam sein und gutes Benehmen zeigen.
Ein weiteres die Kindheit beeinflussendes Problem war die Berufstätigkeit der Eltern, jene den psychologische Aspekt des Stillens vernachlässigte, da die meisten Mütter an einem vom Arzt aufgestellen Stillplan, der es ihnen ermöglichte nach einem kurzen Zeitraum wieder Arbeiten zu gehen, festhielten, welches sich jedoch negativ auf das Mutter-Kindverhältnis auswirkte.
Auch andere Bereiche des Lebens waren Durchstrukturierung, die selbst einen Familienausflug unerträglich machten, da nicht der Spaß sonder die Planung desselben im Vordergrund stand, unterworfen.
Auf Grund der Tatsache, dass die meisten Eltern selbst nie genug Liebe erfahren hatten, und kein Gefühl für die Bedürfnisse ihrer Kinder hatten brachten sie kein Verständniss für das "Liebesbedürfnis" derer auf, was dazu führte, dass sie keine liebevollen Berührungen oder Worte zustande brachten, die ihren Kindern ein sicheres Gefühl vermittelt hätten. Häufig war es andersherum, die von der Arbeit gestressten Erwachsenen wollten am Abend von ihren Kindern eine Bestätigung, dass diese sie liebten.
In der Schule hatten die Eltern wenig Mitspracherecht, wenn Lehrer einen Schüler tadelten wurde das Leben der Kinder oft noch schlimmer, da keine Schuldzuweisung die Erziehungsberechtigten betraf, vielmehr wurde den Zöglinge alle Schuld auf erlegt, die Eltern dieser wurden in ihrer Ohnmacht zu " Erziehungshelfern des Staates". Sie befolgeten gehäuft die Ratschlage der Lehrer und diese übten somit Druck und Macht auf die eingeschüchterten Kinder aus, welche auf Grund des Verhaltens derer das Vertrauen in ihre Eltern verloren.
Auch die Sexualentwicklung der Kinder, die von Scham, Angst, die Menstruation wurde als belastend und schmerzhaft empfunden und Falschaussagen, wie das Ornanieren würde bestraft werden, der Eltern begleitet war, wurde geschädigt. Die Aufklärung war technisch - funktionell und kein begleitender Prozess sondern, wenn überhaupt, ein Thema, von dem man erzählte und das dann als erledigt galt. Die FKKkultur war ein Deckmantel der schlechten Aufklärung, die große scham Gefühle mit sich brachte, was jedoch niemand zeigen oder gar aussprechen wollte.
Ein ebenso totgeschwiegenes Thema war der Mißbrauch von Kindern, der jedoch keine Seltenheit, auch von den eigenen Eltern als Auslebung ihrer Perversionen auftrat, jene waren sexuell frustriert und gehemmt und konnten, aus Angst und Unterdrückung, keine sexuelle Beziehung zu Erwachsenen aufnehmen deshalb machten sie ihre Kinder zum Objekt sexueller Begierde, da diese ihnen kein Gefühl von Minderwertigkeit geben konnten, wie es bei einem gleichwertigen Partner hätte sein können.
Wenn dem Kind diese Erfahrung auch erspart blieb wurde spätestens die Pupertät für die meisten eine Qual. Ekel bei der Vorstellung, dass ihre Eltern eine sexuelle Beziehung haben könnten und verfrühte Schwangerschaften bei unverheirateten Mädchen, waren häufige Begleiterscheinungen dieser Entwicklung. Die Mädchen, die sehr früh schwanger wurden hatten meist Sex ohne eine feste, liebevolle Beziehung zu führen denn auch die männlichen Jugendlichen bekamen von ihren Eltern nicht vermittelt, dass Liebe in einer Partnerschaft von essentieller Bedeutung ist. Die jungen Frauen nutzten ihre Kinder einerseits als Kuscheltier, um ihr eigenes Liebesbedürfnis zu stillen und andererseits als Mittel um ihre Sexuallität, für die sie nicht reif genug waren, ein zu schränken. Doch viele waren mit einem Neugeborenen überfordert und so wurden die Großeltern zu den Erziehern, was das Mutter-Kindverhältnis weitreichend schädigte und dazu führte, dass eine weitere Generation der selben Erziehung unterlag.
Andere ungewollte Schwangerschaften wurde frühzeitig abgebrochen. In der DDR gab es mehr als 2 milionen legale Abtreibungen.
Diese Probleme waren jedoch kein gesellschaftliches Thema, vielmehr bemühte man sich in der DDR eine "Emanzipationsideologie" aufrecht zu erhalten, bei der die Frauen in die Arbeitswelt eingeliedert werden sollten. Jedoch bedeutete dies für die Frauen eine große Belastung, sie mussten sich auf die von der Gesellschaft angestrebte Karriere, den von politikern geforderten erhalt des eigenen Haushaltes und die Betreuung der Kinder konzentrieren, weshalb jene früh in die Krippe und den Kindergarten abgeschoben wurden. Viele Frauen sprachen sich auch nach der Wende für den Erhalt dieser Einrichtungen aus um weiterhin aktiv im Berufsleben tätig sein zu können.
"Mangelsyndrom" und "Gefühlsstau"
Repression bedeutet, die Unterwerfung des Willens an nicht natürliche Verhaltnisse, sondern an wirtschaftliche, militärische und ideologische Normen, sie bringt eine Unterdrückung der natürlichen menschlichen Bedürfnisse, welche Atmen, Essen, Sexualität, Freies denken und fühlen, Liebe, Gesellschaft, Vertauen und Selbsterfahrung sind, mit sich. Über den Zustand eines Menschen entscheiden sowohl Quantität, als auch Qualität der Bedürfnisbefriedigung.
Der Mensch ist ein Produkt aus Anlage und Umwelt, das heißt über die Entwicklung eines Individuums entscheiden die von der Natur gegeben Vorrausetzungen, die Erbanlagen der Eltern, und die Einflüsse, die im laufe seines Lebens auf ihn einwirken. Außerdem ist er ein soziales Wesen, dies bedeutet er braucht den Bezug auf andere Dinge um seine Bedürfnise zu befriedigen.
Wenn, wie in der DDR, die Grundbedürfnise nicht erkannt, unterdrückt oder verdrängt werden führt dies zu Spannung, Gereiztheit, Unzufriedenheit und Angst, diese Zustände beschreiben das "Mangelsyndrom".
Die oben genannten Grundbedürfnisse wurden in verschiedenster Weise verachtet. Das Atmen wurde nicht nur durch die verschmutzte, krankmachende Luft behindert, sondern auch das einatmen wurde erschwert, da die Menschen versuchten ihre Gefühle in sich zu behalten waren sie nicht fähig tief ein und durch zu atmen. Das wenige Essen, dass die Menschen hatten war oft ungesund und es herrschte eine falsche Ernährungspolitik, die Bonbons als Belohung vorsah. Die Sexualität war, wie dargestellt, mit Tabus belastet und von Stillschweigen über Missstände umhüllt. Freies denken und fühlen war schon durch jeden Einfluss von Autoritäten ausgeschlossen. Liebe war lediglich ein Wort das keinerlei Erfahrung von Zuneigung mit brachte, da sich ein Gefühl von ungeliebt sein von den Eltern auf ihre Kinder übertragen wurde. So war es auch mit den anderen Bedürfnissen, dies alles vergößerte den Mangel um ein Vielfaches.
Ein gesunder Mensch würde, um diesen Mangel zu kompensieren und eine Entspannung zu erreichen, diese Missstände in Gefühlen zum Ausdruck bringen. Jedoch wurde die Möglichkeit Gefühlen zu visualisieren oder zu verbalisieren in der Sozialisation der DDR Gesellschaft ausgemerzt, die Anhäufung der nicht zum Ausdruck gebrachten Gefühle, die einen natürlichen Umgang mit dem Mangel möglich gemacht hätten, nennt man "Gefühlsstau". Dadurch wird die, sich aus dem Umstand, dass ein Mensch in einer Gesellschaft mit Normen und Werten lebt, Kluft, zwischen dem Lustprinzip, also der intuitiven Bedürfnisbefriedigung eines Menschen, und dem Realitätsprinzip, der vernunftbestimmten Abwägung aller Möglichkeiten, die durch die Gefühle geschlossen werden würde, unüberbrückbar. Also passt sich das Individuum an diese Situation an, Bedürfnislosgkeit wird zur Norm und der Charakter des Menschen wird in seinen wesentlichen Verhaltenszügen gestört, was Offenheit, Ehrlichkeit, Kreativität, eine kiritische Auseinandersetzung mit der Situation und Mut zur eigenen Meinung unmöglich macht und damit auch ein gutes Zusammenleben in einer Gemeinschaft.
Die Auswirkungen auf das Individuum
Die Menschen, die in einer auf diese Art sozialisierten Gesellschaft aufwuchsen waren sich, durch die Unterdrückung ihrer Gefühle, selbst nicht ihres unnatürlichen Verhaltens bewusst, was zur Folge hatte, dass sie sich gewisse Normen und Pflichten auferlegten und versuchten den Ansprüchen und Forderungen die ihnen entgegengebracht wurden folge zu leisten, wodurch für sie keine Individualität möglich war. Die Unterdrückung war bei den Erwachsenen bereits ein innerer Prozess, der keine weitere Beeinflussung von Außen bedurfte.
Es gab für keine Mögichkeit eigene Erfahrungen zu machen, was dazu führte, dass sie sich nicht daran orientieren konnten was ihnen ihre eigenen Gefühle vorgaben, also mussten sie sich an Dingen orientieren die ihnen von Außen vorgegeben wurden, dies wiederrum führt die Menschen in eine Abhängigkeit von diesen Dingen. Dies zeigte sich auch im Konsumverhalten der Bürger, Konsum war die einzige Möglichkeit eine Art Bedürfnisbefriedigung zu erfahren, weshalb viele Menschen ein Konsumverhalten wie Suchtkranke an den Tag legten, zurück zu führen ist dies auf den ständigen Spannungszustand in dem sich die Menschen befanden und den sie zu beseitigen versuchten .
Die Einschätzung von Situationen erfolgte danach was von außen als gut oder richtig angesehen wurde, ebenso wurde die eigene Person daran gemessen wie stark gelobt oder getadelt eine Handlung wurde. Da dieses Lob die einzige Zuwendung in einer gefühllosen Gesellschaft war ,die die Menschen erfahren konnten, waren diese "Lobsüchtig", viele von ihnen strebten in der DDR nach beruflichem Erfolg, der ihrer Meinung nach nur durch viel Fleiß und ohne sich zu beschweren erreicht werden konnte, weil dieser ihnen die erhoffte Aufmerksamkeit bringen konnte. Außerdem bedeutete die Arbeit eine Ablenkung von der dauernden Unzufriedenheit.
Solche Verhaltensmuster sind nur schwer zu durchbrechen, in der DDR unmöglich da es keine Möglichkeit gab über die eigene Situation zu reflektieren oder gar einen anderen Daseinszustand zu erreichen. Eine dauernde falsche Bedürfnisbefriedigung führte oftmals dazu, dass alle Interessen überhoht wurden. An Beispielen, essen im übermaß, trinken, das zum Alkoholismus führt oder Liebe die eingengt und klammert.
Durch die anerzogene Abspaltung der Gefühe vom Individuum war jede Gefühlsregung befremdlich geworden, bei negativen Gefühlen wurde "tapferkeit" erwartet, bei postiven schlichte Zurückhaltung, dadurch war es nicht möglich sich seinen Mitmenshen gegenüber ehrlich und echt zu zeigen, es entstand eine verlogene, gekünstelte Gesellschaft in der zwar über Gefühle geredet wurde, diese aber nicht an sich selbst erlebt wurden. Oftmals war der Druck seine Gefühle zu unterdrücken so groß, dass es sich körperlich auswirkte, dies äußerte sich in zittern und verkrampfen. Wenn dies ncht gelang reagierten die Menschen oft histerisch übertrieben, was deutlich macht wie gekünstelt diese Gefühlsregungen waren, da sie keinen Ursprung im Individuum hatten.
Die einzige Möglichkeit Gefühle zu erleben war sie sinnlich, also über die Augen und Ohren, zu erfahren, was der Kunst ein hohes Ansehen brachte.
Doch auch die Kunst konnte nicht über die gekünstelte Fassade der Gefühllosen Gesellschaft hinweg täuschen, doch zeigt sich an diesem Beispiel wie die Menschen den Zustand in ihrer Heimat ertragen konnten. Sie sahen das Elend ihrer Mitmenschen, doch sie erlebten es nicht, da ihre Gefühle eingrfroren waren und niemand bereit war eine Konfrontation ein zu gehen, dies hätte bedeutet die mühsam aufgebaute Fassade zu durchbrechen und sich seinen Gefühlen aus zu liefern, doch dies häte eine unerträgliche Angst vor der Zukunft mit sich gebracht, die niemand erleben wollte.
Stattdessen flüchteten sich die Menschen in die gewohnten Gefüge und versuchten sich in die Gesellschaft ein zu gliedern, Anerkennung und Lob zu sammeln, in dem sie zum Beispiel aktiven Leistungssport betrieben.
Alternative Lebensgestaltung
Die alternative Lebensgestaltung beginnt schon bei der Geburt. Sie sollte schonend und für Mutter, welche sich mit Entspannungsübungen, Körperwahrnehmungsseminaren und Atemtechniken auf die Geburt vorbereiten sollte, und Kind angenehm verlaufen, wobei eine gemütliche Atmosphäre durch Licht, Wärme und Geräusche geschaffen werden sollte. Wichtig ist auch die Anwesenheit des Vaters, denn auf diese weise wird das Kind in eine sichere, liebevolle Umgebung und klare Verhältnisse hinein geboren und der richtige Ort, also im Krankenhaus oder zu Hause. Der Zeitpunkt der Trennung von Mutter und Kind nach der Geburt, sollte nicht von den Ärzten, sondern von der Mutter bestimmt werden, damit das Neugeborene sich sicher fühlt,es sei denn es besteht eine medizinische Indikation, was auch der einzige Grund für andere Maßnahmen wie Kaiserschnitt und eine Anestesie sein sollte.
Der Begriff der Erziehung sollte durch den Begriff der Begleitung ersetzt werden, denn zu erziehuende Menschen sind Menschen die bereits vom Weg abgekommen sind und wieder zur normalität zurück gebracht werden müssen, was nicht der Fall wäre wenn ihre Kindheit von beiden Elternteilen dauerhaft begleichtet und vorsichtig gelenkt würde. Dabei ist es notwendig ein Gefühl für die Bedürfnisse eines Kindes zu entwikeln, sich ein zu fühlen und für das Kind "da zu sein". Ihm muss Raum und Zeit gegeben werden damit es sich voll entfalten kann, um dies zu Fördern muss man Möglichkeiten bieten, es ermutigen, unterstüzen und darf keinen Zwang ausüben. Die meisten Fehler passieren wenn Eltern sich feste Erziehungsziele setzten und diese mit allen Mitteln durchstezten wollen, da jedes Kind seine Persönlichkeit anders ausbildet muss die Fexibilität gewart werden, damit jedes Kind die ihm gerechte Behandlung bekommt. Eltern müssen sich Schwächen eingestehen, damit sie schwerwiegende Fehler vermeiden. Natürlich müssen Kinder Grenzen erfahren, doch diese sollen ihnen altersgerecht verständlich gemacht werden, da sie sonst eine große Frustration erfahren. Begleitung bedarf keiner Disziplin und keiner Bestrafung, denn bestimmte Erwartungen die gegen die kindliche Natur gehen lösen bei den Heranwachsenden Ängste aus. Durch eine angemessene Begleitung können Kinder den richtigen umgang mit ihren Gefühlen und Bedürfnissen lernen, was wichtig ist damit sie selbst später eine offene und ehrliche Bindung zu anderen Menschen eingehen können. Die natürliche Neugier und der Drang etwas zu lernen und zu erfahren braucht Förderung und keine Unterdrückung, so kann jedes Individuum die Sozialisation als Prozess erleben, der sich in einem für jedes Kind individuell geprägtem Rhythmus entwickelt. Begleitete Menschen werden als Erwachsene eigenständig über die Richtigkeit von Handlungen urteilen, sie werden sich nicht dem Konsum hingeben und die Natürlichkeit der Welt zu schätzen wissen, jene werden gerne etwas von ich geben, ob es Gefühle sind oder Materielle Dinge, da sie durch die, von ihren Eltern und der Gesellschaft erfahrene Bestätigung, keinen Mangel spüren.
Stellungnahme
Nach beenden der Lektüre formulierte ich fragen an Zeitzeugen von denen ich hoffte, dass sie diese ehrlich beantworten würden. Was sie berichteten bestätigte in weitem Maße das, was das Buch auf leicht verständliche und anschauliche Weise, beschreibt. Die Autorität, die allgegenwärtig, ein Gefühl von Minderwertigkeit und Unterdrückung verbreitete, konnte schon als Kind wahrgenommen werden. Generell waren bei den meisten Befragten die Erinnerungen an ihre Kindheit nur noch Bruchstückhaft vorhanden. Entweder als einzelne Zusammenhangslose Ereignisse oder als Stimmung in einer Gesamtsituation, dabei blieben die Erzählungen, auch von schlimmen Miständen oder unmoralischen Handlungen, emotionslos. Auf ein Nachfragen was bei diesen Erinnerungen gefühlt werden würde hieß es meist : Nichts oder Wut. So wurde von Misshandlungen und der Ablehnung von Mitschülern, die aus religiösen oder liberalen Familien kamen, erzählt, was nicht nur durch die Kinder ausgeführt, sondern von den Lehrern unterstüzt, mitunter sogar gefördert, wurde. Erzählungen von Bespitzelung durch Nachtbarn und gute Freunde wurden müde belächelt, alsob diese nicht böswillig geschehen wären sondern aus einer Not herraus, die jeder von ihnen nachvollziehen konnte. Generell wurde allem ein großes Verständniss entgegengebracht, es sei denn es handelte sich um materielle Dinge, Menschen die offensichtlich mehr besaßen als die eigene Familie wurden mehrfach als "falsch" und "hinterlistig" bezeichnet, doch wenn die eigene Familie etwas aus dem Westen besaß so wurde mit leutenden Augen berichtet wie alle anderen Neid empfanden.
Die Entwicklungen die Maaz in seinem Buch beschreibt, die dazu führen sollen, dass die Menschen am Mangelsyndrom und Gefühlsstau leiden werden noch verständlicher wenn man Erikson´s Modell zur psychosozialen Entwicklung, in dem man erkennen kann wie Verunsicherung, Angst und Frustration durch falsche Erziehung in einem KInd entstehen können, kennt. Maaz´s Thesen zur Sozialisation in der DDR werden damit zwar bekräftigt, aber andererseits zeigt es, dass Maaz in seinem Buch keine neuen Erkenntnisse gewonnen hat sondern lediglich bereits bekannte Positionen zur Sozialisation erfolgreich auf die Bürger der DDR angewand hat.
Dabei erscheint es mir als hätte er zwei Dinge nicht ausreichend beleuchtet, was auch die Gründe für die große Aufregung gewesen sein könnten, die das Buch auslöste als es erschien.
Zum einen erwähnt Maaz in seinem Buch zwar den " äußeren Mangel", doch dieser scheint es nicht wert zu sein ausführlich darüber zu schreiben, da er nicht der entscheidende Faktor sei. Dies löste bei den Probanten meiner Befragung großes Bestürzen aus. Ich zeigte ihnen die drei Seiten auf denen Maaz ausführlich darauf eingeht und Empörung machte sich breit. Schier aufgeregt wurde über die Unverschämtheit diskutiert dieses Thema nur spärlich zu behandeln und wilde Spekulationen über Maaz`s "Vitamin B", dass er selbst als Korruption degradiert, wurden angestellt.
Der zweite Punkt den ich kritisieren möchte ist, dass im Buch immer von den schlimmen Zuständen in der DDR die rede ist. Dabei scheint Maaz an einigen Stellen aus den Augen zu verlieren, dass es nicht nur in der DDR Kindesmissbrauch, Abtreibungen, Lieblosebeziehungen, Unehrlichkeit und Unzufriedenheit gab.
Bestätigung für diese Meinung liefert Claudia Szczesny-Friedmann´s Buch " Die kühle Gesellschaft" in dem beschrieben wird wie die Sozialisation in der BRD ablief und dass diese ebenso oft Frustration und Lieblosigkeit zum Ergebnis haben konnte. Der große Unterschied der beiden Gesellschaften liegt in der äußeren Erscheinung, während in der DDR der Mangel offen zur Schau getragen werden musste, so wurde in der BRD alles hinter einer schönen Fassade versteckt, und die guten Seiten der DDR wurden von der hässlichen Fassade verschluckt.
Er selbst sagte in einem späteren Interview, dass die Bürger der BRD die ehemaligen DDR Bewohner mit ihrer übertrieben zur Schau gestelleten Freiheitsliebe überforderten.
Abschließend ist zu sagen, dass Hans-Joachim Maaz keine neuen Erkenntnisse gewonnen hat, er aber, im Gegensatz zu vielen anderen Bürgern der ehemaligen DDR, den Mut hatte, offen über das Erlebte zu sprechen und somit einen Denkanstoß geben kann, wenn man bereit ist das Buch zu lesen und sich mit der eigenen Vergangenheit auseinander zu setzten. Jedoch kann ich verstehen warum er nichts mit seinem Buch bewirken konnte, denn mehr Verständniss für die Opfer der Gesellschaft wäre meiner Meinung nach angebracht gewesen.